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16. Mai 2023: Landrat a.D. Bertram Fleck (CDU) berichtet vom klimaneutralen Rhein-Hundsrück-Kreis

Gruppenbild Herr Fleck mit Zuhörer*innen

Mit seinem mitreißenden Vortrag „Erfolgreich klimaneutral – Erfahrungsbericht aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis“ begeisterte Bertram Fleck die Zuhörenden im Paul-Ulmschneider-Saal. Es wurde deutlich, wie es durch viel Engagement, Überzeugungsarbeit und den Einsatz ehrenamtlich Bürgermeister und Bürger*innen gelang, viele verschiedene Projekte auf den Weg zu bringen, die gemeinsam dazu führten, die regionale Wertschöpfung um ein Vielfaches zu steigern. Eine „Erfolgsgeschichte für die Wohlstandsentwicklung der Region!“

Allen die nicht dabei sein konnten, empfehlen wir die 30minütige Doku des SWR „So geht Klimaschutz“

Schäpo-Abonnenten empfehlen wir den Artikel „Klima: Was Aalen vom Rhein-Hunsrück-Kreis lernen kann“.

Einige Zitate aus dem Vortrag:
„Energie ist nicht rechts oder links, sie geht uns alle an!“
„Energieimportkosten durch Energieeffizienz und Energieproduktion in regionale Wertschöpfung umwandeln“
„Win-Win-Situationen schaffen“ oder wie man im Rhein-Hunsrück-Kreis sagt „Jeder hot ebbes davun“
„Wenn eine Ortschaft etwas verändert hat und die anderen sehen, dass sich das lohnt, sagen die ‚was die können, das können wir auch‘ – und setzten noch eines drauf!“

Unser Pressebericht zum Vortrag:

Wohlstand durch Klimaschutz
Landrat a.D. Bertram Fleck berichtete über die „Energiekommune des Jahrzehnts“

Auf Einladung des Klimaentscheid Aalen war Bertram Fleck (CDU), langjähriger Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, am vergangenen Dienstag, 16. Mai, im Rahmen der Mitmach¬kon¬fe¬renz zu Gast in Aalen. In einem mitreißenden Vortrag berichtete er darüber, wie sein Kreis – eine ländliche, strukturschwache Region – durch eine frühe Energiewende den kommunalen Wohlstand nachhaltig steigern konnte.
Nach dem einleitenden Motto: „Energie ist nicht rechts oder links – sie geht uns alle an!“ führte Fleck aus, wie und warum sein Kreis bereits Ende der 1990er Jahre beschloss, energiepolitisch umzusteuern. Zentral dafür war eine Kostenprognose, der zufolge die Region im Jahr 2010 nach damaligen Preisen jährlich 290 Millionen Euro für den Energieeinkauf ausgeben würde. Schnell kam die Idee auf, diese Ausgaben regional zu binden. Statt hohe Summen in Energieimporte zu investieren, sollten Energieausgaben gesenkt bzw. regional gebunden werden.
In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt. Diverse Projekte wurden angestoßen, um die Energieeffizienz zu steigern und die regionale Energieproduktion voranzutreiben. Vieles wurde vom Landkreis initiiert. Gelingen konnte der Umstieg aber nur dank der Kreativität und des persönlichen Einsatzes vieler Akteure der lokalen Politik, Wirtschaft und Banken. „Die Führungskräfte müssen mitmachen – sonst geht es nicht!“, so Fleck.

Erfolgreich war der Umstieg vor allem deshalb, weil er sich für alle Beteiligten finanziell auszahlt. Von Anfang an sollten möglichst beide Seiten – die Gemeinden und die Bürger*innen – profitieren. Im lokalen Dialekt: „Jeder hot ebbes davun“. Ein konkretes Beispiel: Seit 2009 sammelt der Kreis auf 120 Sammelplätzen den Baum- und Strauchschnitt der Bürger*innen und lässt ihn schreddern. Danach wird der Großteil den Bürger*innen zum Mulchen kostenlos zur Verfügung gestellt. Aber etwa ein Drittel der Biomasse nutzt der Kreis selbst, indem er ihn thermisch verwertet und auf diese Weise drei kreiseigene Schulzentren beheizt.

Bis 2022 entstanden im Kreis unter anderem 18 landwirtschaftliche Biomasseanlagen, 18 Nahwärmeverbünde in kleinen Gemeinden, 278 Windkraftanlagen auf überwiegend gemeindeeigenen Flächen, eine Biogutvergärungsanlage für ca. 15.000 Tonnen Küchenabfälle, die ca. 4,6 Mio. kWh Strom und ca. 10.000 cbm Flüssigdünger produziert. Auch in E-Mobilität wurde frühzeitig investiert.
Verbrauchte die Region früher jährlich 680.000 Tonnen CO2, ist sie heute in den Bereichen Wärme, Strom und Abfall bilanziell Null-Emissions-Kreis. Mit ca. 1,57 Milliarden kWh Strom aus Erneuerbaren Energien produziert sie mehr als das Dreifache, des eigenen Stromverbrauchs. Die öffentliche Verschuldung liegt bei nur zwanzig Prozent des Landesdurchschnitts und die Gemeinden haben 101 Millionen Euro Rücklagen, die sie für Zukunftsprojekte einsetzen können. Die jährliche regionale Wertschöpfung aus der Installation der Erneuerbaren beträgt jährlich ca. 44 Millionen Euro – „das ist Wirtschaftsförderung in Eigenregie“ – so Fleck.

„Das Beispiel des Rhein-Hunsrück-Kreises kann nur begeistern und motivieren – ebenso wie Herr Fleck selbst, der sichtbar und hörbar für die Energiewende brennt“ so Moni Bieg-Körber, die den Vortrag für den Klimaentscheid organisierte. Umso mehr bedauerten die Organisatorinnen, dass weder Landrat Bläse noch Oberbürgermeister Brütting vor Ort sein konnten. „Aber Herr Fleck ist ja nicht aus der Welt – er kommt sicher gerne nochmal nach Aalen!“, sind sie sich sicher.